Panne

Hallo liebe Leser, etwas wehmütig ging es heute um 8.00 Uhr für mich zum Frühstück. Der letzte Workshoptag ist doch immer auch etwas traurig, denn der Abschied aus Island naht und auch die Gruppenteilnehmer treten wieder in alle Richtungen ihre Heimreise an. Nach einer Woche Intensiv-Foto-Workshop, Gruppenaktivitäten und Islandabenteuer ist es nicht leicht. Jeder unserer Teilnehmer machte beim gemeinsamen Frühstück klar, dass er gern noch bleiben möchte. Wären noch keine Rückflüge gebucht und würde die Arbeit zu Hause nicht warten, hätten Jörg und ich sicher viele Verlängerungsanfragen für den Norden bekommen. Aber erstmal wurden natürlich beim Frühstück die Erlebnisse der Nacht besprochen.

Unser Hotel in Reykjavík sorgte für einige Unterhaltung. Gebucht hatten wir 6 gleiche Zimmer. Claudia und Andreas mussten sich im engen Bad mühsam seitlich in die Dusche quetschen. Das war bei Harald und Raphael anscheinend kein Problem – obwohl sie trotzdem unzufrieden und vor allem ungeduscht erschienen. Wie sie uns offenbarten, standen sie mit Shampoo und Duschbad wie Gott sie schuf bereit zum morgendlichen Bade, waren aber mit der komplexen Bedienung der Duscharmaturen anscheinend überfordert. Eine Konsultation des Hotelfoyers war vonnöten. Henning hatte anscheinend aus Versehen den Ballsaal des Hotels zum Schlafen bekommen. Um 9 Uhr waren alle pünktlich zur Abfahrt bereit. Die Schlüssel waren diesmal alle abgegeben und bei Warten auf die Rechnung gingen beim Rezeptionisten 3 Anrufe aus Zimmern ein. Auch wenn ich die Frage nicht gehört habe, konnte ich erahnen worum es ging- die Antwort war immer die gleiche: „Unten beim Abfluss der Dusche sei ein Hebel.....“

Zuerst ging es zum Hafen, von dem man eine tolle Sicht über Reykjavik von der Wasserseite hatte. Alle Teilnehmer schwirrten sofort aus und suchten sich ihre Motive in der morgendlichen blauen Stunde. Claudia perfektionierte weiter ihre neue Methode – den Wischer und weihte Sabine und Andreas in die Geheimnisse dieser Fototechnik ein, Raphael fand zeitgenössische Bemalungen auf einem Molenstein, Harald widmete sich seinem Lieblingsthema der Langzeitfotografie und setzte eine kleine Laterne auf dem Hügel in Szene und Henning war schon wieder an eine kleine geheime Fotolocation verschwunden.


Hafenansicht von Reykjavik

Anschließend fuhren wir über den Hafen zurück zur Harpa, um dort die letzte strukturierte Fotolektion vor Ende des Workshops an der geometrisch spannenden Architektur des Konzerthauses durchzuführen, bevor Jörg die meisten zum Flughafen brachte.

Die Abreise wurde jedoch spannender als geplant, als wir feststellten, dass sich der linke Flügel der Heckklappe unseres Busses nicht mehr schließen ließ. Nach zahlreichen mehr oder weniger gefühlvollen Versuchen die Türen zum Schließen zu bewegen und einigen akrobatischen Manövern, in denen mehrere Akteure auftraten (Kofferraum, Henning und die Jörgs im selbigen, Koffer und Taschen etc.) kam uns eine gewagte Idee. Nämlich der Verschluss der Tür durch geeignete Bindematerialien und anschließender Transfer zum Flughafen. Aufgrund der Gefährlichkeit dieser Idee sowie aus Mangel geeigneter Materialien verwarfen wir diesen Gedanken jedoch wieder. Schließlich hätte sich die Hintertür während der Fahrt öffnen und sämtliches Fotoequipment über die Ringstraße purzeln können. Wir entschieden uns daher als letzte Lösung vor Organisation eines Taxis unsere Mietfirma anzurufen, die auch wenig später bei uns erschien. Und die hatten dann den rettenden Gedanken. Nämlich die Tür durch geeignete Bindematerialien zu fixieren und zum Flughafen zu fahren. Ok – genial.


Innenansicht der Harpa. Trotz unserer Türpanne haben wir die Zeit noch genutzt.

Fairerweise muss man aber sagen, dass unser isländischer Helfer ca. 100 Kabelbinder mitbrachte und diese auch fast vollständig in Form einer Kabelbinder-Girlande zum Festmachen der Tür einsetzte. Dann stattete er mich noch mit einem Cuttermesser aus, damit ich die Koffer am Flughafen wieder aus dem Auto bekommen kann. Das nenne ich Organisation. Die restlichen Kabelbinder durfte ich auch behalten. Ich liebe Kabelbinder und sie wandern nun in meine ständige Island-Ausstattungskiste. Danke!

Die Teilnehmer, die sich nicht dem Auto widmeten, nutzen die Gelegenheit die letzten Tipps von mir zu bekommen. Es wurde mit extremen Ansichten und Spiegelungen experimentiert und Harald stellte wieder mal fest, dass immer das erste und das letzte Foto das Beste sei. Er könne sich also das nächste Mal den mittleren Teil einfach sparen. Dann kam der tränenreiche Abschied. Alle herzten um umarmten sich. Es ist schon verrückt, wie nah ein eine gemeinsame Leidenschaft, ausgesprochen viel Humor und ein charakterstarkes Land verbinden kann. Eine wundervolle intensive Fotoworkshopwoche ging langsam ihrem Ende entgegen. Jörg fuhr die Teilnehmer zum Flughafen und ich beendete mit den verbliebenen Teilnehmern den Fotoworkshop mit einem Fotospaziergang durch Reykjavik. Der Stadtsee Tjörnin mit seinen Singschwänen, Enten und Seevögeln, sowie das moderne Rathaus, die beheizte Hauptstraße mit den vielen Geschäften und das bekannte Wahrzeichen, die Halgrimskirkja waren unsere Fotomotive. Über Reykjavik braute sich ein Unwetter zusammen und die Verabschiedung von Harald und Raphael war im wahrsten Sinne des Wortes stürmisch.

Die vielen lobenden und herzlichen Worte aller Teilnehmer rührten mich und Jörg sehr und zeigen uns, dass es unseren Fotografen mit uns in Island offensichtlich sehr gefallen haben muss. Die Fragen nach einem Folgeworkshop rannten bei mir offene Türen ein. Wir bedanken uns für Euer Vertrauen, die schönen gemeinsamen Stunden und hoffen wir konnten einen fotografischen Stein ins Rollen bringen. Danke an alle!

Morgen werden wir aufbrechen und die Lage im Norden Islands sondieren. Mal sehen – vielleicht gibt es bald einen Winterworkshop in Nordisland…

Published in Fotoreise Island 2018
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