Ein Tag am Gletscher
8:45 Abfahrt - wohin ? Natürlich wieder zur Gletscherlagune, denn dort sollte eine Dreiviertelstunde später unsere Icecave-Tour starten. Tatsächlich rollte kurz vor Start unser Unimog vor, aber bevor es losgehen konnte, erlebten wir erstmal eine kleine Enttäuschung. Die Gruppe, mit der wir gemeinsam zur Gletscherhöhle fahren sollte, hatte sich in der Zeit vertan und wir mussten warten, denn unser Veranstalter, wollte sich die Einnahmen nicht entgehen lassen. Unsere beiden Guides hießen Ragnar und Pavel und dreimal dürft ihr raten, wer das kleine hutzelige Männchen war und wer der bärtige Riese. Genau! Ragnar, das kleine hutzelige Männchen setzte sich ans Steuer des riesigen Fahrzeugs und los ging es! Natürlich wie immer mit Erlebnisfaktor! Unterwegs sahen wir zum ersten Mal wild grasende Rentiere in großer Zahl. Reiseführer behaupten immer wieder, dass es in dieser Gegend welche geben soll, aber gesehen hatten wir noch keine. Danach ging es auf die Holperpiste und Ragnar machte seinen Job souverän. Ich denke, nach dieser Fahrt saßen tatsächlich einige noch in der Nähe der Stelle, wo sie sich am Anfang hingesetzt hatten.
Bald ging es zu Fuß weiter, aber erst mit Schutzausrüstung in Form von Steigeisen und Helmen. Es wurde ein recht langer Marsch von ungefähr 30 Minuten quer durch die Moränen. Das war anstrengend. Ragnar erzählte unterwegs interessante Fakten zum Gletscher mit dem schönen und einfachen Namen Breiðamerkurjökull (s. Video unten wer es mal ausgesprochen hören möchte.)
Ragnar bringt uns bei, wie der Gletscher auf Isländisch ausgesprochen wird
Es war Ragnar deutlich anzumerken, dass es ihn sehr mitnahm, wie sich der Gletscher in den letzten Jahren zurückgezogen hat. Der größte Gletscher in Europa (Grönland ausgenommen) zieht sich im Süden pro Jahr ca. 40 Meter zurück, während sein Gewinn im Norden durch Schneefälle nur wenige Zentimeter beträgt. Das ist deutlich zu erkennen, denn die Eiscaves der letzten Jahre sind nur noch Geröll. Die Höhle selbst war nicht besonders groß, hatte aber wunderschöne Schmelzlöcher mit blauem Eis.
Unsere Teilnehmer waren ziemlich gestresst, trotz der vielen Besucher noch gute Fotos zu machen. Hier ist tatsächlich etwas Koordination nötig, denn darauf zu warten, dass die anderen Platz machen ist schwierig, wenn immer wieder neue Besucherströme ankommen. Lieber sucht man sich geschickte Möglichkeiten zum Verdecken und Kaschieren oder wechselt die Formate, um Personen auszublenden. Diese Schwierigkeit werden wir sicherlich noch häufiger haben.
Ich hatte ganz vergessen zu fragen, wie die Icecave heißt. Im letzten Winter hatten wir erfahren, dass der Entdecker einer Gletscherhöhle auch der Namensgeber sein darf. So gab es die Höhlen Gin Tonic, Champaign und Anakonda. Ich fragte Ragnar und Pavel, warum die Männer zum Beispiel nicht einfach den Namen ihrer Frau oder Freundin nehmen konnten, wenn sie so etwas Wunderschönes benennen dürfen. Die Antwort von Pavel war 'Welche der Freundinnen?' und Ragnar meinte, dass sich die Icecaves über die Saison ziemlich verändern, zum Beispiel auseinanderfließen und breiter werden und das dieser Fakt zu Hause zu Problemen führen könnte...
Auf dem Rückweg wurden wir natürlich wieder ordentlich durchgeschüttelt, allerdings erzählte uns Ragnar als Kontrapunkt, was er und die anderen Iceguides heute essen würden (Bohnensuppe und Lammfleisch), während wir von unseren Sitzen flogen oder meinten wir würden mitsamt dem Auto umkippen und uns ängstlich festkrallten (Fleischbällchen - gab es übrigens gestern)
Den Nachmittag verbrachten wir schließlich am sogenannten Diamond-Beach und ließen die Kameras mit Langzeitbelichtung heiß laufen. Jetzt haben wir gerade 3 Stunden Bildbesprechung gemacht und ich bin stolz, welch tolle Fotos ich heute von allen gesehen habe. Das hat sich doch gelohnt!