Nach einer kurzen Nacht starteten wir heute unseren ersten richtig langen Fototag. Natürlich erst nach einem ausgiebigen Frühstück und großen Mengen Kaffee. Die Isländer sind übrigens selbst kaffeesüchtig und häufig erhält man daher das Heißgetränk umsonst, was nach langen kalten Fotosessions eine willkommene Auftauhilfe ist. Wir nehmen uns heute die Halbinsel Reykjanes vor und begeben uns damit zum aktuellen vulkanischen Hotspot. Hoffentlich geht alles gut. Die Warnungen auf vedur.is verhießen nichts Gutes, denn aufgrund plötzlichen Gasaustritts in einer der Lavahölen wurde von einem Besuch abgeraten. Wir versicherten uns nochmal beim Veranstalter, daß mit unserer Tour alles ok ist und brachen pünktlich auf nach Süden. Auf dem Weg zum Kleifarvatn machten wir einen Fotostopp an einer olfaktorisch herausfordernden Location, nämlich einem großen Hersteller für Trockenfisch. Soweit ich weiß, werden die getrockneten Fischköpfe vor allem nach Afrika exportiert.
Für uns stellten diese Leckerbissen vor allem ein Supermotiv dar und wir ließen die Kameras heißlaufen. Anschließend zogen wir auf verschneiten Straßen vorbei am Kleifarvatn, wo wir an herausragend schöner Aussicht unser Geburtstagsständchen für Jörg gaben. Das hat man auch nicht alle Tage! Im Geothermalgebiet Seltún ging uns fast schon ein wenig die Zeit aus, da wir pünktlich in der Lavahöle eintreffen mussten. Dennoch waren unsere Teilnehmer beeindruckt, denn heiße Quellen und blubbernde Schlammlöcher hat man zu Hause weniger, wenn man nicht gerade am Stromboli oder auf Hawaii wohnt.
Also hetzten wir an schönen Lavafeldern vorbei zur Lavahöhle, wo wir auch pünktlich zur Helm- und Spikesausgabe eintrudelten. Die Besichtigung der Höhle ist ein absoluter Touristenmagnet geworden, der auch von Wochenendbesuchern Reykjavíks gerne genutzt wird und so war unsere Gruppe ziemlich groß. Nach der obligatorischen Sicherheitsbelehrung und dem Funktionscheck der Helmlampe zogen also unsere tapferen Fotografen mit der Touristenkarawane aus, um das Erdinnere zu erkunden. Diese Lavahöhle mit dem schönen und unausprechlichen Namen Raufarhólshellir steht seit geraumer Zeit auf unserem Tourprogramm und stellt die meisten erstmal vor fotografische Herausforderungen. Zum einen verlangt die dunkle Umgebung das Arbeiten mit Stativ, was aber aufgrund des Gitterbodens der Laufstege nicht immer einfach ist. Zum anderen geht es weit in die Lava hinein und die Gruppe muss geschlossen vorwärts ziehen, so dass für die Einstellung der Kamera kaum Zeit ist. Entschädigt wird man allerdings durch die Stalagmiten aus Eis und die wunderschönen Farbenspiele an der Lavadecke. Außerdem war unser Führer recht geduldig mit uns, so dass wir genügend Extrazeit bekamen, um uns mit der Kamera auszutoben.
Nach der Höhle und der lange aufgeschobenen Biopause machten wir uns gleich wieder auf den Weg Richtung Westen. Schon auf der Fahrt fielen uns die spektakulären Wellen und Brecher an der Küste auf und einigen juckten sicherlich die Finger, um aus dem Auto rauszuspringen und ein paar Fotos zu schießen. Das hoben wir uns aber für die natürlichen Lavapools von Brimketill auf und das war genau richtig! Schon von weitem waren die haushohen Brecher an den Basaltbecken zu erkennen und nach dem Parken gab es kein Halten mehr für unsere Teilnehmer. Irgendwie schaffte es Carola mehrere Brecher mitzunehmen und auch mich erwischte es hin- und wieder. Das tat aber unserer Begeisterung keinen Abbruch, denn solch ein Naturschauspiel hatten die wenigsten von uns schon mal erlebt.
Anschließend nutzten wir die Gelegenheit, um unsere Proviantvorräte zu ein wenig zu plündern. Wie immer waren wir mit einer breiten Auswahl an Leckereien im gesamten Geschmacksspektrum ausgestattet, wobei man fairerweise zugeben muss, dass YumYum-Nudelsuppe mit lauwarmen Wasser uns nicht wirklich goutierte. Uns blieben danach nur noch wenige Minuten, um der spektakulären Fumarole Gunnuhver einen Besuch abzustatten bevor wir - nun hoffentlich zum letzten Mal - einen Abstecher zum Flughafen machten, um unsere kleine Truppe mit Teilnehmer Rainer zu komplettieren und den Tag in der blauen Lagune ausklingen zu lassen. Fotos und Ende der Geschichte folgen noch. Es ist nämlich jetzt schon halb zwei morgens und wir müssen nun wirklich ins Bett. Den morgigen Start habe ich noch eine Stunde vorverlegt. Oh Mann, was habe ich mir dabei nur gedacht?