14
Jan

Tag 8 : Von Thors Rache und Entspannung in der Blauen Lagune

Nach einer geruhsamen Nacht direkt gegenüber dem zuverlässig spuckenden Strokkur und voller Tatendrang wartete schon vor dem Frühstück das erste Abenteuer auf uns. Allerdings eher kulinarisch als fotografisch, denn als kleines Gruppenevent stand heute zuerst gemeinsames Anstoßen auf dem Programm: mit Lebertran. In vielen isländischen Hotels steht die ölige Flüssigkeit am Frühstücksbuffet und wird in ebenfalls bereitgestellten Schnapsgläschen serviert. In den Wintermonaten ist Lebertran in Island ein traditioneller Vitamin-D-Lieferant. Wir ließen es uns daher nicht nehmen und taten es den Isländern gleich. Skál ! Das ging runter wie Öl – hmmm.


Frühstücken wie ein Isländer. Nur damit kein falscher Eindruck entsteht - es handelt sich nicht um Schnaps sondern um Lebertran.

Nachdem alle Taschen und Stative wieder im Auto verladen waren ging es dem seltsamen Lichtschein am Himmel folgend weiter nach Reykholt. Dort offenbarte sich dominante Lichtschein am Himmel leider nicht als Nordlicht, sondern als sehr große Gewächshausansammlung. Durch die beleuchteten Scheiben konnten wir tausenden grünen Gurken beim Wachsen zusehen.In der blauen Stunde wirkte des extrem gelbe Licht besonders durch den Komplementärkontrast.


Gurken in einem Gewächshaus in Reykholt.

Wir besuchten bei zunehmend schlechter Witterung die Kirche in Skálholt, an deren Stelle sich in früheren Zeiten der erste Bischofsitz in Island befand.


Im Ort Hveragerði legten wir eine kleine Pause ein und besuchten das Shopping-Center. Dort befindet sich die Ausstellung „Quake 2008“. In diesem Jahr zerstörte ein Erdbeben der Stärke 6.3 auf der Richter-Skala Häuser und Einrichtungen und führte zu einem großen Riss im Boden des Gebäudekomplexes, der heute mit einer Plexiglasplatte abgedeckt ist und die enormen Kräfte des Erdbebens veranschaulicht. Jetzt zeigte uns Thor die volle Bandbreite seines meteorologischen Könnens (alles außer Sonne) und bedachte uns nacheinander und später auch gemischt mit Sturm, Nebel, Regenschauern und Schneegestöber. An Fotografieren war kaum noch zu denken. Also machten wir kurzerhand eine Sightseeing-Tour auf Reykjanes. Die geplanten Fotolektionen wurden in „Fotografieren unter widrigen Bedingungen“ und „Ausdrucksstarke Schlechtwetterfotos“ abgeändert. Uschi und Christian ließen sich auch vom kalten Eisregen nicht beirren und machten sich beharrlich mit ihren Kameras über die mit Moos bewachsenen schroffen Lavafelder her.

Auch schwefeligen Solfataren Krusuviks und der Vulkan Gunnuhver beeindruckten unsere Teilnehmer so sehr, dass sie sich trotz eisiger Kälte, beschlagener Linsen und durchnässter Klamotten nicht vom Fotografieren abbringen ließen.


Unsere tapferen Fotografen vor der heißen Quelle im Hochtemperaturgebiet Gunnuhver. Mit bist zu 300°C das heisseste in Island.

Im tradionellen „Kaffi Duus“ gab es einen kleinen Snack zum Auftauen und danach ging es direkt ins 800 Jahre alte Lavafeld zum Baden und Erholen in die „Blaue Lagune“. Als „Abfallprodukt“ eines  Geothermalkraftwerkes bildete sich dort ein Salzwassersee, dessen blau-weiße Farbe durch Kieselerde hervorgerufen wird. Das Wasser enthält zusätzlich Mineralsalze und Algen und ist bis zu 42° Celsius warm. Inzwischen ist dort ein riesiges Wellness-Zentrum entstanden, das trotz der Besucherströme nicht überlaufen wirkt. Übrigens wird dort eine Art moderne Islandsaga tradiert. Wer sich dort den weißen Kieselerdeschlamm auf das Gesicht pappt, soll wie durch Zauberhand 10 Jahre jünger werden. Also schleppten wir unsere von der anstrengenden Woche erschlafften und  durchnässten müden Körper zur Schlammtheke und schmierten, was das Zeug hält.


Der Effekt der Verjüngungskur ist natürlich erst nach dem Abspülen der weißen Packung erkennbar...

Auch die von der Blauen Lagune gesponserte Feuchtigkeitscreme wurde als lustige Gruppenaktivität aufgetragen und wir verließen mit verjüngten, glänzenden Gesichtern das Thermalbad Richtung Hafen zum leckeren Abendessen, bei dem wir nach dem Gull ein weitere isländische Biersorte probierten (Boli). Ermattet aber zufrieden ging es dann endlich in unser Hotel in Reykjavik.