Fotoreise Island 2018

  • 18
    JAN

    Tag 6 : Am Strand

    Heute hatten wir einen Reisetag mit vielen kleinen Fotostopps geplant, da wir eine längere Strecke bis Vík í Mýrdal an die Südküste fahren wollten. Für Raphael ging der Tag wie auch gestern etwas früher los. Nicht etwa, weil er noch Hausaufgaben erledigen musste, sondern weil er schlicht und einfach nicht daran gedacht hatte, das eine Stunde Zeitverschiebung einzurechnen ist. So hatte er wenigstens das Frühstücksbuffet für sich allein. Im Dunkeln ging es also los auf der Ringstraße Richtung Westen. Relativ schnell mussten unsere Teilnehmer im Bus wieder die Scheiben freikratzen, um etwas sehen zu können - und zwar von innen! Heute konnte man sich im wahrsten Sinne des Wortes seine vier Buchstaben abfrieren. Als kleine Aufgabe mussten heute unter anderem Gräser vor schwarzem Untergrund fotografiert werden.


    Modern und passend für das Hotelfoyer. Eine super Aufnahme mit ein bisschen experimentieren. Großartig!

    Harald legte sich wieder richtig ins Zeug beziehungsweise auf den Boden. Das nenne ich mal Einsatz! Nach einem weiteren Stopp hielten wir an einem kleinen aber sehr hübschen Wasserlauf mit kleinen Stufen, an dem sich unsere Teilnehmer mit Linienführung, Langzeitbelichtung, Vordergrundbetonung, Makro und so weiter austoben konnten. Hier trat auch der sogenannte Magneteffekt wieder auf. Anscheinend wirkt ein Qualitätsfotohalt unserer Gruppe magnetisch auf Touristenautos, die sonst einfach vorbeigefahren wären.


    Der kleine Wasserlauf mit Langzeitbelichtung gut in Szene gesetzt.

    Obwohl wir zu Beginn für uns allein waren, sah schon kurze Zeit später die Haltebucht aus wie ein Supermarktparkplatz am Freitagabend. Ein Phänomen, was wir schon häufiger während unserer Reise erlebt hatten. Vordergrundbetonung war auch Motto des „Kirchenpflasters“ in Kirkjubæjarklaustur bevor wir uns zur Schlucht Fjaðrárgljúfur begaben.


    Die Basaltsäulen von Kirkjubæjarklaustur mal ganz anders in Szene gesetzt.

    Letztes Jahr noch waren wir die einzigen Besucher des malerischen Canyons. Diesmal tummelten sich aber zahlreiche vor allem jüngere Touristen an diesem interessanten Ort, da die Generation-Selfie durch das Video zu Justin Biebers Song „I’ll show you“ darauf aufmerksam gemacht wurde. Harald fand die ganze Szenerie offenbar auch sehr umwerfend, denn er begab sich schon wieder zu Boden. Diesmal allerdings unfreiwillig, als er auf dem spiegelglatt überfrorenen Weg ausrutschte. Glücklicherweise kam er mit dem Schrecken davon, aber sein Objektiv hat leider gelitten. Trotzdem: besser Glas als Knochen.


    Schönes Detail in der Schlucht Fjaðrárgljúfur.

    Nach der Schlucht mussten wir uns allerdings sputen, den schwarzen Strand von Vik zu erreichen. Ich hatte die Teilnehmer schon im Bus über die Gegebenheiten der Location aufgeklärt und mögliche Motive und Objektivauswahl, sowie Schwierigkeiten angesprochen, damit die Teilnehmer direkt vor Ort gleich loslegen konnten. Es waren wieder 4 Großbusse und zahlreiche Jeeps vor Ort. Am Strand wimmelte es nur so von Touristen. Unsere Fotografen hatten die Aufgabe bekommen, freie Sicht möglichst gleich zu nutzten und schwirrten sofort aus. Jeder machte sich nach persönlicher Vorliebe entweder an Makrofotografie und Srukturen oder an die Teleaufnahmen der berühmten Reynisdrangar Felsen.


    Reynisdrangar - oder auch versteinerte Trolle im Meer in der Nähe von Vik.

    Ein Blick ging immmer auf die nahenden Riesenwellen, die gefährlich nah herankamen . Mit vollem Körpereinsatz legten sie ich auf den Boden, knieten im nassen Sand oder nutzen die heranrollenden und auch die abfließenden Wellen um Linien in das Landschaftbild zu bekommen und damit Tiefe und Perspektive zu erzeugen. Wie bei den Erdännchen wurde eine Wache positioniert um die Anderen vor dem Raubvogel ähm der Wellenintensität zu warnen. Fast alle kamen aber trockenen Fußes zurück zum Auto. Henning hatte einen besonderen Vorteil, seine Schuhe sind wasserdicht und somit brauchte er nicht vor den Wellen wegzurennen, sondern blieb einfach stehen. Da zeigt sich wieder- wähle deine Ausrüstung mit Bedacht!


    Die herrlichen Steine am Strand von Vik.

    Nachdem alle Motive im Kasten waren ging es für das letzte Licht noch mal nach Dyrhólaey mit Leuchtturm und dem natürlichen Felsentor im Meer. Da nahmen einige Teilnehmer waaghalsige Standpunkte ein, um fotografisch mehr Tiefe im Bild zu bekommen und Kanten von unterschiedlichen Motive zu trennen. An dieser Stelle möchte ich bemerken - die Schilder und Absperrungen stehen nicht ohne Grund an den gefährlichen Stellen und sollten natürlich auch beachtet werden. Kein Foto der Welt ist es Wert sein Leben dafür zu lassen! Eine weitere Fotoaufgabe beschäftigte sich mit den Negativraum und die Teilnehmer nutzten den Leuchttum um die gestellte Aufgabe umzusetzten. Dann ging es durchgefroren zum Icelandair Hotel nach Vik. Nach einem leckeren Essen, befassten wir uns wieder mit der Bildbesprechung, Analyse und auch Theorie. Morgen geht es auf dem Golden Circle zum Þingvallavatn über den Gullfoss zum Geysir, an dem wir direkt auch im Hotel nächtigen werden. Odin, der Wettergott ist uns wohlgesonnen und somit sollte es wieder ein ereignisreicher Tag werden.

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  • 17
    JAN

    Tag 5 : Ab ins Eisland

    Heute ist Island-Tag pur! In der Morgendämmerung ging es zu unserem Treffpunkt mit unserem Gletscherguide Jon, denn auf dem Programm stehen Gletscherhöhlen im Vatnajökull. Wir hatten heute außerdem die Ehre Wiederholungstäter bei Kristin Leske - photography Tours zu begrüßen. Offensichtlich hatten Uschi und Christian letztes Jahr so ein Spaß mit uns, dass Sie sich zusammen mit Freunden mit großer Begeisterung für useren Eis-Tag angemeldet hatten. So bestiegen wir unser heutiges Gefährt, einen isländisch-deutschen Unimog mit hohem Erlebniswert.


    Unser Gletschergefährt mit Jon - einem waschechten Isländer

    Jon ist übrigens im zweiten Leben Goldschmied in Reykjavik, scheint aber für sein Leben gern auf Gletschern herumzufahren. Und schon ging es los mitten durch die Gletschermoräne. Seit Tagen hatte es nicht geschneit und der Regen letzte Woche hatte die Landschaft in steingraue Geröllhaufen verwandelt. Nach einer amüsanten Schaukelpartie begaben wir uns zur ersten Höhle, die in den letzten Jahren fast 100 Meter unter den Gletscher führte. Durch die kürzlich gestiegene Aktivität des Orafajökull, dem Vulkanmassiv unter dem Vatnajökull, wurde diese Höhle allerdings vom Schmelzwasser geflutet und war nicht mehr begehbar. Harald begab sich auf Entdeckertour und nutzte die sich bietende Gelegenheit um herauszufinden, was sich unter dem dünnen Eis befand.


    Das sind Haralds Füße. Kann jemand den Unterschied erkennen ?

    Jetzt wissen wir, dass es sich um erstklassige Schlammbrühe handelte. Anschließend marschierten wir zu einer Schmelzmulde im Eis, die wir von außen kaum wahrgenommen hatten. Innen offenbarte sich ein begehbarer aquamarinfarbener Palast mit zahlreichen Eisfluchten. Zwischenzeitlich mussten wir nachschauen, ob unsere Fotografen noch da waren, so sehr vertieften sich unsere Spezialisten in die zahlreichen Motive und Strukturen. Die Teilnehmern hielten die Luft an um nicht das Makroobjektiv zu verwackeln und konzentrierten sich auf kleine tausend Jahre alte, eingeschlossene Luftbläschen im Eis und suchten nach tierähnlichen Skulpturen.

    Detail einer Schmelzmulde im Gletscher.

    Jon legte aber noch ein weiteres Highlight nach. Nachdem wir von unserer kurzen Gletscherbesteigung zurück zum Auto kamen, zeigte er uns, was sein alter Unimog drauf hat. Wir waren uns zwischenzeitlich nicht ganz sicher, ob er wirklich einen Weg folgte oder einfach nur für die nächste Marsmission trainierte. Das Navi zeigte nur noch eine weiße Schneeplatte an. Wir fuhren teils auf dem Gletscher, teils auf der Steinmöräne davor. Er bezwung unglaubliche Steilhügel und wir wurden durchgeschüttelt wie verrückt und begrüßten jede einzelne Bodenwelle mit großem Hallo.


    Unsere Fotokurs-Teilnehmer am Fuße des Vatnajökull - gleich geht's los in eine eisige Zauberwelt

    Wo fuhren wir nur hin ? Irgendwann hielten wir im Nirgendwo aber anscheinend auf einem offiziellen Parkplatz für Island-Allradgefährte, denn zwei weitere Tourfahrzeuge standen recht einsam vor einer grauen Geröllwüste. Jon winkte uns nach kurzem Sicherheitscheck ermunternd zu und wir stürzten ihm voller Erwartungen entgegen. "Stürzen" muss ich leider auch im wahrsten Sinne schreiben, denn einer von unseren Wiederholungstätern verhakte sich unglücklich zwischen den Steinen und brach sich beim Sturz das rechte Handgelenk. Was für eine Aufregung. Mitten auf dem Gletscher mehr als 40 Minuten von der Straße und weitere 70 km vom nächsten Krankenhaus entfernt. Wir versorgten unseren tapferen Pechvogel und fixierten seinen Arm mit einem Schal und einem Stativ. Fotografen wissen sich eben zu helfen. Trotz der Schmerzen, die er gehabt haben muss, entschied er, dass wir mit der Gruppe trotzdem weiter fotografieren sollen. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle nochmals herzlich bedanken und mitteilen, dass wir das sehr bewundern und ihm hoch anrechnen. Kleine Anmerkung : Ihm geht es gut. Der Bruch war glücklicherweise nicht kompliziert und er konnte am Abend wieder mit Links Bier trinken.

    Jon führte uns über einen kleinen zugeforenen Schmelzwassersee und anschließend in eine wunderschöne Eishöhle. Dort hätte man sicherlich den ganzen Tag verbringen können und Beispielbilder könnt ihr hier bestaunen. Unsere Teilnehmer gaben alles. Steinhügel wurden erklommen und manche robbten zentimeterweise durch den Schutt, während kurz über ihnen die blaue Eisdecke schimmerte. Was für ein Erlebnis! Trotzdem mussten wir uns irgendwann "loseisen" und auch eingedenk unseres kranken Gastes zurückfahren. Jon schaffte es tatsächlich, wie auf rohen Eiern zu fahren und das Ungetüm fast schaukelfrei durch die Geröllwüste zu manövrieren.


     
    Weiteres Detail am Strand mit schwarzer Vulkanasche auf Eis.
    Kein Eisblock gleicht dem anderen - und jeder ist ein Fotomotiv

    Zurück an der Gletscherlagune ging es für unsere Wiederholer nach Höfn ins Krankenhaus und für uns an den schwarzen Strand, der von uns liebevoll Eiswürfelstrand genannt wurde. Hier waren vor allem Makrofotografie und Langzeitbelichtungen mit Vordergrundbetonung Thema, dass sehr gut umgesetzt wurde. Den Tag beschlossen wir wieder mit einem guten Abendessen und einer großen Bildbesprechung, obwohl wir schon ganz schön müde aus der Wäsche schauten. Wir alle waren froh das der Nordlicht-Check mit Null Aktivität über Island angezeigt wurde und wir beruhigt ins Bett gehen konnten. Mit der fotografischen Ausbeute und Qualität der Bilder war ich aber sehr zufrieden und ich bin stolz, dass meine Teilnehmer mit eiserstarrten Fingern und Engelsgeduld es schaffen, solche tollen Fotos zu machen. Bis morgen dann - wieder von der Südküste...

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  • 16
    JAN

    Tag 4 : An der Südküste

    Heute morgen haben wir zunächst die Stimmung durch ein kleines Tetris-Spiel aufgelockert, indem wir erst die Koffer und anschließend uns selbst in unseren Tourbus gepuzzelt haben. Das hat gut funktioniert und los ging es zum nur 200m entfernten Skogafoss in der blauen Stunde. Pünktlich zur Ankunft des ersten Touribusses hatten wir alle Aufnahmen im Kasten und machten uns auf den Weg weiter nach Osten. Diese Strecke ist bekannt für starke seitliche Winde und auch jetzt machten Schneeschwaden die Straße fast unsichtbar. Sofort kam arktisches Feeling bei uns auf.


    Eisige Winde fegen Schnee über die Straße. Nichts für Fotografenfinger aber für die Augen!

    Bis auf die Tatsache, dass unsere Teilnehmer ab und zu die Scheiben freikratzen mussten (von innen), konnten wir die Landschaft bei herrlichem tiefen Sonnenlicht genießen. Natürlich mussten wir in Laufskálavarða halten und unsere glückbringende Steinpyramide bauen. Und das hat sich gelohnt! Der Tag bescherte uns Sonne und unglaublich gute Fernsicht – quasi ein Markenzeichen des isländischen Winters. Immer wieder legten wir kleinere Fotostopps auf der Strecke und machten gegen Mittag Rast in Kirkjubaerklaustur, auch um endlich auch der Keramikabteilung einen kleinen Besuch abzustatten. Leider kam zur gleichen Zeit ein großer Reisebus an und schnell bildete sich eine ordentliche aber viel zu lange Schlange am einzigen Örtchen. Daher disponierten wir kurzerhand um und begaben uns erstmalig zum Infozentrum, wo uns eine kleine aber schöne Ausstellung über die mannigfaltigen Erscheinungsformen von Moos auf Lava erwartete. Sehr empfehlenswert. Nach einer Portion Tee, Würstchen und der fantastischen isländischen Milchspezialität Skyr (ja – gibt es auch in Deutschland, ist aber trotzdem nicht das Gleiche ;o) ging es zur Gletscherzunge des Svinafeljökull, Dort machten wir die verblüffende Erfahrung das es im Jahre 2018 doch noch ein landschaftliches Highlight in Island fast ohne Touristen gibt. Nur ein paar versprengte Bewunderer der spektakulären Eislandschaft genossen mit uns die Gletscherwelt.


    Detail am Gletschersee des Svinafelsjökull

    Auch hier wurden wir daran erinnert, dass es nicht ungefährlich ist, die Natur in Island zu bestaunen. Die hohen Felswände an den Seiten ließen regelmäßig Schauer von Eisbrocken auf uns herabregnen, die die Sonne vom Stein absprengte. Zusätzlich war der ohnehin halsbrecherische Pfad komplett vereist und niemand hatte Lust seine Abreise vertikal zu gestalten und im vereisten Gletschersee zu landen. In der Dämmerung gelangten wir schließlich am Gletschersee Jökulsarlon an und konnten das restliche Licht noch zum Fotografieren der Gletscherbruchstücke nutzen.


    Am Kiosk an der Gletscherlagune gibt es die erstaunlichsten Fahrzeuge zu bewundern.

    Diesmal war die Lagune, an der schon Filme wie „Tomb Raider“ und „James Bond: Die Another Day“ gedreht wurden, relativ leer und nur wenige Eisblöcke dümpelten im Gezeitenstrom. Anschließend ging es zurück ins Hotel, wo wir nach einem schmackhaften Abendbrot endlich zu unserer ersten Bildbesprechung kamen. Island, gleiche Locations, 7 Fotografen, gleiches Licht: macht was? Genau! Lauter verschiedene, spannende Bilder von den gleichen Orten. Toll! Thema waren heute Ecken und Kanten (nicht wahr Harald?) sowie Vorder- und Hintergrundbetonung und Linienführung. Morgen geht’s auf ins Eis – und zwar wortwörtlich. Bis dahin – vielen Dank fürs Lesen meines Blogs.

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  • 15
    JAN

    Tag 3 : Fantastisch : Polarlicht zum Einstieg

    Nach einer kurzen aber ruhigen Nacht ging es heute ganz zeitig um 7 Uhr zum Frühstück. Nachdem wir alle verfügbaren Möglichkeiten durchgesprochen hatten, haben wir uns entschieden, den Tag leicht gestrafft so durchzuziehen wie geplant. Gegen Nachmittag wollten wir dann die Sturmflieger in Keflavik am Flughafen einsammeln und am Abend gemeinsam am Skogarfoss stehen. Das hat natürlich unsere kleine Workshopgruppe vor Ort gefreut und so machten wir uns sogar überpünktlich mit 8 Minuten Vorsprung auf die Piste in Richtung Süden.

    Voller Tatendrang ging es tief im Dunkeln Richtung Hveragerði und ich stimmte die Teilnehmer schon mal über das Mikrofon (ja wir lernen auch dazu) auf die fotografischen Gegebenheiten vor Ort ein. Nach nur 45 Minuten hatten wir den Ort erreicht und es ging direkt mit Stativ und Kamera bepackt an die richtige Belichtung der beleuchteten Gewächshäuser. Sehr bedacht keine Spuren in den Schnee zu treten haben sich die Workshopteilnehmer sehr rücksichtsvoll immer wieder abgesprochen, wer wo stehen möchte und wie man sich positionieren kann, so dass man niemanden behindert. Was bei 3 Teilnehmern noch gut funktioniert wird bei 7-9 Fotografen durchaus zu einer logistischen Meisterleistung.


    Gewächshaus zur blauen Stunde in Hveragerði

    Der eiskalte Wind zog seine Bahnen über dem Schnee und schob uns immer wieder eisige Wolken über das Motiv. Leider nur nicht immer zur richtige Zeit und so mussten wir Fotografen auf Wind hoffen oder uns selbst Wind machen. Der Himmel färbte sich langsam von schwarz zu dunkelblau und der erhoffte Effekt von gelb-orange beleuchteten Gewächshäusern verstärkte sich in der blauen Stunde auf das Maximum.


    Nach einer kurzen Rast im von einer Erdbebenspalte durchzogenen Einkaufszentrum von Hveragerði fuhren wir auf der Ringstraße weiter Richtung Seljalandsfoss. Der schöne Wasserfall liegt direkt an der Ringstraße und besteht eigentlich aus 3 Wasserfällen, die in einigem Abstand an einer Felswand hinabstürzen. Da alle guten Dinge offenbar 3 sind, gibt es auch 3 Besonderheiten. Zum einen befindet sich der Besucher nicht oberhalb des Wasserfalls, sondern dort wo die Wassermassen mit ungeheurer Wucht auf den Boden treffen. Außerdem ist es im Sommer möglich, um den Wasserfall herumzugehen.


    Details am Seljalandsfoss

    Der vereiste Klettersteig war allerdings gesperrt. Die dritte Besonderheit ist schon fast ein kleines Geheimnis. Denn der letzte der Wasserfälle stürzt innerhalb eines Canyons nach unten, den man im Sommer betreten kann und ein ausgesprochen malerisches Motiv ergibt. Allerdings ist die Beleuchtung im Winter ungünstig, da der Wasserfall auf der der Sonne abgewandten Seite liegt und durchaus eine fotografische Herausforderung darstellt. Die steigende Anzahl der Touristen kommt erschwerend hinzu. Es wurde mit Graufiltern und Big Stoppern experimentiert, auf dem eiskalten Boden gerobbt um zugefrorenen Gräser im Detail darzustellen und über die Schönheit der Natur gestaunt. Allerdings ist uns aufgefallen, dass es zu den letzten Jahren eine Veränderung gibt, die Isländer haben durchaus erkannt, was Touristen brauchen und reagieren dementsprechend. Sie brauchen vor allem mehr Regeln – es gibt mehr Schilder und einen Parkticketautomat für stolze 700 ISK. Aber sollten die Touris frieren oder Hunger haben ist auch gesorgt, neuerdings gibt es eine Souvenir und Pulloverhütte und einen Imbisswagen. Was mir vor 10 Jahren in Islands Natur völlig undenkbar schien, ist jetzt die Realität.

    Weiter ging es im Eiltempo entlang der Südküste zu einer ganz besonderen Pferdeweide. Der Besitzer ist Besuchern nicht abgeneigt, vertraut seinen Pferden offensichtlich sehr und lässt seine große Herde schon seit vielen Jahren auf der Weide mit offenem Gatter grasen. Die besten Voraussetzungen also um schöne Pferdebilder ohne störenden Zaun zu bekommen. Was anfänglich ganz einfach aussah, stellte sich doch als schwieriger heraus, da die Tiere ein unglaubliches Interesse an uns zeigten, mehrere große Pferde mit kleineren Fohlen kamen ganz nah heran, gingen auf Tuchfühlung, beschnüffelten, beknabberten und beschleckten und die Teilnehmer mussten schnell umdisponieren und sich auf Nahfotografie und Weitwinkel einstellen. Wir waren umzingelt von den schönen und neugierigen Tieren und überall sah man nur dickes Fell zwischen strahlenden Touristen und Fotografen stehen. Was für ein wunderschönes Erlebnis. Als Dank hatten sich die stolzen Islandpferde ein Eis ausgesucht ; Marke festgefrorener Kotflügel und Scheibenwischer. Für uns also eine kostenlose Autowäsche.


    Unsere Pferdewaschanlage auf dem Weg zum Skogafoss

    Anschließend ging es weiter zum Skogafoss, wo wir mit den Teilnehmern eine weitere Fotosession einlegten den leeren Bus zurück nach Reykjavik schickten, um endlich den Rest unserer Gruppe abzuholen.


    Der malerische Skogafoss ist im Winter stark vereist.

    Nach einem leckeren Abendbrot und einer lockeren Vorstellungsrunde waren alle noch bereit, unseren spannenden abendlichen Programmpunkt zu absolvieren. Und das hat sich mehr als gelohnt. Der Skogafoss liegt in einem Felsenkessel und ist ebenfalls ebenerdig zu erreichen. Gegen 22 Uhr sattelten wir gewissermaßen unsere Fotorucksäcke und begaben und gespannt Richtung Wasserfall der in der stockdunklen Nacht kaum auszumachen war. Nach einigem Hin und Herr und sortieren von Stativen, Teilnehmern und Touristen probierten wir uns an Fotos mit Langzeitbelichtung, die den Wasserfall recht spektakulär zu Geltung brachten. Und dann kam neben dem fantastischen Firmament als Krönung des Tages und zur Begrüßung unserer neuen Teilnehmer ein wunderbares Nordlicht über den Rand gekrochen. Optimal war, dass die meisten bereits ihre Kameraeinstellung gemacht hatten und ungetrübt den Ausblick genießen konnten.


    Manchmal muss man auch Glück haben und ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort wie bei unserem Nordlicht am Skogafoss.

    Was für ein Abschluss. Morgen geht’s Richtung Gletscherlagune. Ich bin gespannt, was uns dieser Tag bringen wird.

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  • 14
    JAN

    Tag 2 : Zu viel Schnee ...

    Tatsächlich – irgendwann in der Nacht ist der Regen in Schnee übergegangen, so dass uns heute Morgen eine dicke Schneedecke erwartet hat. Bis ich meine Teilnehmer am Nachmittag vom Flughafen abhole ist noch etwas Zeit und der Tag beginnt mit einem ordentlichen Frühstück. Es ist in Island übrigens üblich, zum Frühstück verschiedene Heringssalate zu reichen, häufig mit Curry und gesüßt oder mit roter Bete, Nelken und Zwiebeln. Ich kann nur empfehlen, diese zu probieren.

    Gegen Mittag schnappten wir uns den Tourbus und befreiten ihn mangels eines besseren Werkzeugs mit einer alten Telefonkarte von Eis und Schnee. Merke – Mietautos in Island haben zwar Spikes an den Rädern aber keinen Eiskratzer an Bord. Der Himmel hatte inzwischen eine bedrohliche Schwarzfärbung angenommen und bildete einen fotografisch interessanten Kontrast zur schneebedeckten Landschaft. Was fotografisch interessant ist, muss nicht notwendigerweise gut für den Verkehr sein und folgerichtig brach wenig später ein regelrechtes Unwetter los. Zum Flughafen ging es nur noch im Schneckentempo vorwärts und wir waren froh, den schemenhaften Umrissen des Vordermanns folgen zu können.



    Statt 45 Minuten brauchten wir die doppelte Zeit nur um festzustellen, dass unsere Schneetour völlig umsonst war. Was war geschehen? Nachdem wir zwischendurch immer wieder die nach hinten rückende Ankunftszeit unserer 4 Teilnehmer aus Frankfurt verfolgten, sorgte bald ein kleines Detail für Irritationen. Statt Ankunft in Reykjavik stand plötzlich als Zielflughafen wieder Frankfurt am Display.


    Ohje - Lufthansa aus Frankfurt wird wohl nicht ankommen...

    Wie wir später erfahren sollten, wurden unsere armen Teilnehmer nach ein paar Schleifen über Island aufgrund des schlechten Wetters wieder nach Frankfurt zurückgeflogen. Von Frankfurt nach Frankfurt in nur 8 Stunden! Morgen müssen wir daher ein bisschen umplanen. Nach ein paar Stunden schafften es zumindest Sabine und Jörg aus Zürich zu landen und mit uns ins Hotel zu fahren. Inzwischen hatte der Schneesturm nachgelassen und Reykjavik begrüßte uns zwar mit Wolken aber glasklarer Sicht. Willkommen in Island! Daher beschlossen wir nach einem kurzen Abendessen uns mit Kamera, Stativ und Bus in die Stadt zu begeben und die ersten Fotoaufnahmen zu machen. Für mich ist das die ideale Gelegenheit, die fotografischen Seiten der Teilnehmer kennenzulernen. Für die Teilnehmer, die Eignung ihrer Kleidung zu prüfen.


    Die Harpa bei Nacht lässt sich wunderbar mit Spieglung und Langzeitbelichtung fotografieren.

    Nach einer kurzen Einstimmung am Sonnenschiff, konnten wir uns tatsächlich an der Harpa austoben und stimmungsvolle Langzeitbelichtungen mit Spiegelung ausprobieren. Den Abend beschlossen wir dann an der Hallgrímskirkja, dem höchsten Kirchengebäude Islands und natürlich auch das Wahrzeichen von Reykjavik, die übrigens gar nicht so leicht abzulichten ist. Morgen müssen wir früh das Hotel verlassen, damit wir unser Tagespensum schaffen, bevor wir unsere in Frankfurt gestrandeten Teilnehmer hoffentlich einsammeln können.


    Einfach super!
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  • 13
    JAN

    Tag 1 : VELKOMIN TIL ÍSLANDS!

    Es geht los! Ich bin unterwegs nach Island. Vollgepackt mit Kameraausrüstung, Vorfreude und Erwartungen – und okay ein bis zwei warmen Pullovern. Insgesamt habe ich etwa 90 Kilogramm Gepäck dabei. Das ist wohl das Los eines Fotografen, der lieber ein Objektiv als eine Socke mehr mitnimmt.


    Gleich geht's mit dem Flugzeug nach Reykjavik und auf in ein neues Winterabenteuer

    Letzte Wochen sind heftige Winterstürme über Island hinweggefegt. Immer noch soll es sehr stürmisch sein und der wunderbare isländische Wetterbericht abzurufen über vedur.is gibt gerade im Süden und der Region um Reykjavik noch Warnungen heraus. Also alles gut. Wer aufmerksam die Nachrichten aus Island gelesen hat, konnte die Auswirkungen des auch für Island extremen Wetters in Berichten über Unfälle und Rettungsaktionen für im Schnee festsitzende Touristen verfolgen. Unter anderem gab es einen tödlichen Unfall mit einem Reisebus, nachdem dieser einem anderen Touristenauto ausweichen musste, dessen Insassen sich die Ringstraße als Parkplatz ausgesucht hatten. Auf der einzigen Straße, die rund um Island führt, ist Halten verboten und um ehrlich zu sein, meist ist es auch nicht möglich den Rand der schmalen Straße zu befahren. Fotografen wie wir, müssen die nächste Haltebucht oder Einfahrt abwarten, um halten zu können. Sicherheit geht vor!

    Aber es gibt natürlich immer wieder Abenteurer, die eine extreme Herausforderung suchen. Beispiel gefällig ? Hier findet ihr einen Link zum Film „Under an Artic Sky“ über eine Gruppe von Surfern, die auf der Suche nach der besten Welle sind. In Island. Vor einem großen Sturm. Im Winter. Wen die Story nicht interessiert, der sollte sich zumindest die Bilder anschauen. Island im Winter ist großartig!

    Ich bin ganz froh, dass es diese Woche sehr viel besser aussehen soll auch wenn ein Blick aus meinem Hotelzimmer wenig vielversprechend aussieht. Es regnet stark. Mit unserem ersten Teilnehmer, Henning, habe ich schon ein Begrüßungsboli (isländisches Bier) getrunken und ein leckeres Abendbrot gegessen.


    Begrüßungsessen und ein typisches isländisches Bier als Willkommenstrunk

    Gleich werde ich noch ein paar Vorbereitungen für unseren Workshop treffen bevor es dann endlich ins Bett geht. Ich bin auf unsere Teilnehmer gespannt und freue mich auf morgen. Wenn der Wetterbericht stimmt, wache ich morgen auf und alles ist weiß – der perfekte Einstieg in unseren Winter-Fotoworkshop.

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